Teil 2 (1906 - 1919)
Richard Hönigswald macht eine lange Durststrecke durch, bevor er 1919 schließlich in Breslau zum ordentlichen Professor der Philosophie ernannt wird.
30.08.1906 |
Hönigswald übersiedelt nach Breslau. Dort nimmt er am wissenschaftlich-gesellschaftlichen Leben der Stadt teil, wird beispielsweise Mitglied der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, in der er den Sektionen Medizin, Naturwissenschaft und Philosophie-Psychologie angehört.
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WS 1906/07 |
Eine Zeit reger Vorlesungs- und Publikationstätigkeit beginnt. Zentrale Themen der nächsten Jahren sind – ganz im Sinne Kants – immer wieder die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit wissenschaftlicher Erkenntnis, nach den Grundzügen der Logik und Methodenlehre sowie die Auseinandersetzung mit großen Philosophen der Vergangenheit insbesondere dort, wo diese sich mit methodologischen Problemen auseinandergesetzt haben.
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01.-05.09.1908 |
Der Philosoph nimmt teil am „III. Internationalen Kongreß für Philosophie“ in Heidelberg. Er referiert dort „Über den Unterschied und die Beziehungen der logischen und der erkenntnistheoretischen Elemente in dem kritischen Problem der Geometrie“.
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13.12.1909 |
Der Vater, Heinrich Hönigswald, stirbt in Breslau.
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WS 1910/11 |
Ein erster Schritt ist getan: Richard Hönigswald wird zum Titularprofessor der Universität Breslau ernannt.
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20.05.1911 |
An der Universität Jena wird ein Nachfolger für Otto Liebmann gesucht. In der Terna der Philosophischen Fakultät nimmt Richard Hönigswald hinter Edmund Husserl, der „mit besonderem Nachdruck“ vorgeschlagen wird, und Bruno Bauch den dritten Listenplatz ein.
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12.02.1913 |
Wie scharf der Wind ist, der Richard Hönigswald bei dem Versuch ins Gesicht bläst, einen Lehrstuhl zu bekommen, dokumentiert eine Erklärung, die Heinrich Rickert, Rudolf Eucken, Edmund Husserl, Paul Natorp, Alois Riehl und Wilhelm Windelband initiierten. Sie wendet sich gegen die Besetzung von Lehrstühlen für Philosophie mit Vertretern der experimentellen Psychologie. Und wo Lehrstühle umgewidmet werden, dort schwinden die Chancen. Vielleicht unterzeichnet der Gelehrte auch deshalb gemeinsam mit weiteren 106 Dozenten für Philosophie in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Aufruf.
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20.04.1913 |
Allerdings orientiert sich auch der Philosoph Richard Hönigswald breiter. So referiert er beispielsweise anlässlich der Generalversammlung der Kant-Gesellschaft in Halle über die „Prinzipienfragen der Denkpsychologie“. Er publiziert zu diesem Thema und entwickelt auch eine „Theorie pädagogischer Grundbegriffe“.
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21.09.1913 |
Die Mutter Marie, geb. Goldberg stirbt in Breslau.
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25.05.1914 |
Richard Hönigswald heiratet die Studentin Gertrud Grunwald, die am 14. September 1914 auf den evangelisch-reformierten Glauben getauft wird.
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16.10.1914 |
Der Philosoph unterzeichnet mit anderen 3.016 Universitätslehrern die „Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches“, die Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf initiiert. Dieses Votum ist einer der seltenen Belege für politische Einlassungen des Denkers.
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19.01.1915 |
Richard Hönigswald stellt, gemeinsam mit seiner Frau Gertrud, in Preußen einen Antrag auf Einbürgerung. Möglicherweise verbindet er damit auch die Hoffnung, seine Berufungschancen zu erhöhen.
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17.04.1915 |
Der Sohn Heinrich Max wird geboren. Am selben Tag wird Hönigswald zum Dienst ohne Waffe, als „ordinierter Arzt im Festungslazarett Breslau“ im Ersten Weltkrieg verpflichtet. Er hatte sich, wie viele Gelehrte, als Übersetzer und Dolmetscher gemeldet. Doch – wahrscheinlich aufgrund seiner Ausbildung in Wien – wird er mit der Leitung einer Nierenstation im Breslauer Feldlazarett betraut.
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10.06.1916 |
Richard Hönigswald wird Nachfolger William Sterns an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Univeristät Breslau. Ihm wird das „Extraordinariat mit der Verpflichtung [übertragen], die Philosophie, insbesondere die Psychologie sowie Pädagogik in Vorlesungen und Übungen zu vertreten.“ Zugleich wird er „zum Mitdirektor der Philosophischen Seminars“ bestellt.
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01.03.1917 | In Göttingen soll der Nachfolger von Edmund Husserl berufen werden. Richard Hönigswald steht hinter Georg Misch und dem pari passu vorgeschlagenen Max Frischeisen-Köhler auf dem dritten Listenplatz. |
24. und 25.05.1917 |
Richard Hönigswald nimmt teil an der „Pädagogischen Konferenz“ im Ministerium der geistlichen und Unterrichts-Angelegenheiten. Er verfasst Gutachten zur Sexualpädagogik (ein Thema, das angesichts der Soldaten im Feld drängend ist) und äußert sich zur „Zur Theorie des Konzentrationsunterrichts“.
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02.07.1917 |
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund seiner Ausführungen zur Sexualpädagogik beantragt Richard Hönigswald die Approbation als Arzt. Sein Gesuch wird jedoch aufgrund fehlender praktischer ärztlicher Tätigkeit abgelehnt.
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1918 |
Richard Hönigswald wird das Kriegsverdienstkreuz verliehen.
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Juni 1918 |
Er tritt der Deutschen Vaterlandspartei bei. Er bleibt Mitglied „bis zur Auflösung der Partei“.
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09.12.1919 |
Richard Hönigswald wird zum ordentlichen Professor der Philosophie der Universität Breslau ernannt. Dabei handelt es sich um ein persönliches Ordinariat, das vermutlich nicht zuletzt aus universitätspolitischen Gründen verliehen worden ist. |
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